MV & seine Menschen 3. Teil

MV & seine Menschen 3. Teil

MV in der DDR

Als der 2. Weltkrieg für Deutschland verloren war, flüchteten die Menschen aus Ostpreußen, Hinterpommern vor der sowjetischen Armee in den Westen und fanden ein neues Zuhause in Mecklenburg und vor allem in Vorpommern. Sie brachten ihre Eigenarten, ihre Sprache und Kultur mit in unsere Region. Von meiner Mutter, die aus dem rückständigen Ostpreußen am Kurischen Haff hierher geflohen ist, kenne ich Eigenarten und eine Verschlossenheit und Voreingenommenheit, die die mecklenburgisch-vorpommersche Mentalität bei weitem übertrifft. Raue Natur und bitterkalte Winter, große Armut und Gottesfurcht sind Schlagwörter, die mir dabei einfallen. Diese Menschen mussten integriert werden. Die sowjetischen Besatzer sorgten zusätzlich für Ängste, insbesondere bei den Frauen.
Nach dem 2.Weltkrieg wurde Mecklenburg mit Vorpommern zu einem Bundesland vereint und Mecklenburg-Vorpommern genannt. Zwei Jahre später wurden beide Landesteile zu „Mecklenburg“ umbenannt und man sprach im Osten Deutschlands (der sowjetischen Besatzungszone) nicht mehr von Bundesländern, sondern die Region bestand nun aus drei Nordbezirken (Rostock, Schwerin, Neubrandenburg).
Das Ackerland der Junker und Großbauern in den Dörfern wurde an interessierte Dorfbewohner vergeben, sie wurden jetzt „Neubauern“ mit eigenen Wirtschaften und Besitzer des Landes, das man ihnen im Laufe der 1950er Jahre wieder wegnahm. Die Äcker und die meisten Tierbestände wurden in einer Genossenschaft kollektiviert. Das brachte erneuten Zorn und Verbitterung der Menschen mit sich. Hundertausende verließen Mecklenburg (inzwischen Teil der Deutschen Demokratischen Republik) und flüchteten nach Westdeutschland (Bundesrepublik Deutschland). Mecklenburg blutete wieder einmal aus.
In der DDR, so auch in Mecklenburg, gab es nach dem Krieg viele Neuregelungen, die sich von den „alten deutschen“ erheblich unterschieden: ein neues Gesetzbuch, Gleichstellung der Frau, … und woran ich mich sehr genau erinnere, die Vereinheitlichung des Schulsystems, d. h. einheitliche Lehrpläne, einheitliche Lehrbücher, einheitliche Prüfungsthemen und Bewertungen. Bei einem Schulwechsel von Rostock nach Dresden gab es für die Kinder keine großen schulischen Probleme.
Man war in der DDR bemüht, den Norden, also Mecklenburg, aus der Rückständigkeit herauszuholen.
Die Nationale Volksarmee der DDR hatte in MV etliche Standorte und damit lebten zahlreiche Offiziere mit ihren Familien aus allen DDR-Regionen in den Armeestädten der damaligen Bezirke und durchmischten die einheimische Bevölkerung.
Industriebetriebe entstanden, neue Wohnblocks wurden gebaut, um dem Wohnungsmangel nach den Kriegszerstörungen zu begegnen, Menschen mit Fachkenntnissen aus dem DDR-Süden wurden angesiedelt, um hier zu arbeiten und zu leben. Jeder hatte einen Job. Tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen wurden landesweit eingeleitet. Meine Stadt Neubrandenburg war 1980 die geburtenreichste und vom durchschnittlichen Alter her die jüngste Stadt der DDR, worauf wir stolz waren. Wir hatten inzwischen in unserer Region einen Menschenmix aus allen Bezirken der DDR. Dabei unterschieden sich die einheimischen Mecklenburger in ihrem Temperament deutlich von den Zugewanderten, z. B. den Sachsen. Die waren schon immer sehr gesprächig, ein bisschen neugierig und vorlaut, aber liebevoll. Wenn die mecklenburgische Mentalität nicht abgefärbt hat, erkennt man sie heute noch an ihrer offeneren Art, Menschen zu begegnen.

Fortsetzung folgt.